Donnerstag, 16. Februar 2012

Zwischen Himmel und Liebe

"Interessanterweise lernen Kinder viel mehr und viel schneller als Erwachsene", meinte er und beugte sich vor. "Wissen sie warum?" 
Elizabeth vermutete, dass ihr irgendeine ausführliche wissenschaftliche Erläuterung bevorstand, schüttelte aber trotzdem den Kopf. 
"Weil sie offen sind. Weil sie lernen wollen. Erwachsene denken meistens, sie wissen schon alles." Er schüttelte traurig den Kopf. "Sie vergessen so leicht, und statt ihr Gehirn zu öffnen und zu entwickeln, wählen sie sich einfach irgendetwas aus, was sie glauben und was sie nicht glauben. Aber man kann sich nicht einfach aussuchen, was man glauben will - entweder man glaubt es, oder man glaubt es nicht. Deshalb lernen die Erwachsenen viel langsamer. Sie sind zynisch, verlieren ihren Glauben und wollen nur noch die Dinge wissen, die ihnen dabei helfen, einen Tag nach dem anderen zu überstehen. Aber Elizabeth" er senkte die Stimme zu einem Flüstern und sah sie mit seinen großen strahlenden Augen an, sodass sie eine Gänsehaut auf den Armen bekam und schauderte, als wäre er dabei, das größte Geheimnis der Welt mit ihr zu teilen - "es sind die Extras, die das Leben machen." 
"Die das Leben wie machen?", fragte sie, ihre Stimme nicht mehr als ein Wispern. 
Er lächelte: "Die das Leben machen."
Elizabeth schluckte, denn sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. "Und das ist alles?" 
Aber Ivan lächelte weiter. "Wie meinen Sie das? Was ist denn mehr als das Leben? Was wollen Sie sonst noch? Das ist das Geschenk. Das Leben ist alles, und man lebt nicht richtig, bevor man anfängt zu glauben." 
"An was glauben?" 
Ivan rollte mit den Augen und grinste weiter. "Ach, Elizabeth, das werden Sie schon noch herausfinden."


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